Banner

Vor Kurzem hat die alljährliche FLOH-Belagerung begonnen

Vor Kurzem hat die alljährliche FLOH-Belagerung begonnen...
Aufgrund der Länge des Artikels hier aber erstmal DIE 10 ultimativen FAKTEN zum Floh:
1. Ein Floh kann bis 50 Eier täglich legen.
2. Gerade mal 5% einer Flohpopulation lebt auf dem Wirt, die restlichen 95% in der Umgebung.
3. Ein Flohbefall lässt keine Rückschlüsse auf die Sauberkeit des Haushalts zu.
4. Jeder Floh saugt bis zu 10x pro Tag Blut.
5. Man unterscheidet Flöhe nach ihren bevorzugten Wirten (Katzenfloh /Hundefloh / Menschen- bzw. Schweinefloh)
6. Der Herbst gilt als DIE Floh-Hochsaison.
7. Nicht selten tragen Flöhe Wurmeier in sich.
8. Ein beißt sein Opfer in der Regel 3x pro Blutmahlzeit.
9. Flöhe beißen uns Menschen bevorzugt an Unterarmen und -beinen.
10. Nicht Ratten übertragen die Pest - es ist der Rattenfloh!
Jetzt beginnen wir aber mit den Details:
 [...ich hoffe niemand muss sich während des Lesens kratzen] Aufgrund der extrem großen Potenz von Flöhen kann es zu einem regelrechten Massenbefall, mit diesen Lästlingen kommen. Sie sind in der Lage sich extrem schnell exponentiell zu vermehren. So ist es theoretisch möglich, dass sich aus einem einzigen befruchteten Flohweibchen binnen 4 Wochen eine Nachkommenschaft von bis zu 255 Tausend Stück entwickelt - eine erschreckende Vorstellung. Die INVASION resultiert aus dem erfolgreichen Versagen mehrerer Hausmittelchen sowie kostspieliger Fake-Medikamente bekannter Futterhandel-Ketten! Als THERAPIE steht nämlich die schnellstmögliche Beseitigung der Parasiten auf dem Wirtskörper im Vordergrund. Ob die Therapie nun mit Spot-Ons, Tabletten, Spray oder Injektionen durchgeführt wird, hängt von den einzelnen Umständen ab. Euer Haustierarzt berät euch gern... Kleiner Praxis-Tipp: der Wirkstoff Fipronil (bekannt aus dem Eier-Skandal des letzten Jahres) wird gerne in Humanapotheken verkauft. Ich habe keine Ahnung warum, denn...er wirkt bei bestehendem Befall alles Andere als zuverlässig. Durch die reine Apothekenpflicht darf er aber leider dort so einfach verkauft werden. (Das ist aber ein anderes Problem und soll hier nicht diskutiert werden.) Bedeutend zuverlässiger sind Präparate mit beispielsweise dem Wirkstoff 'Imidacloprid'. Ein Waschen des befallenen Tieres bringt nur kurze Zeit Besserung da Flöhe sich schnell an trockene Orte wie Nase, Ohren oder Stirn retten und so das Bad unbeschadet überstehen. Von freiverkäuflichen Pseudo-Medikamenten aus dem Futterhandel kann ich nur abraten: in aller Regel sind die 'schonend-natürlichen' Tinkturen wirkungslos. Dabei sind sie nicht selten sogar teurer als echte wirksame Medikamente. Das Lehrgeld kann man sich wirklich ruhig sparen! Darüber hinaus kommt es bei den Futterhandel-Präparaten häufiger zu schmerzhaften Reaktionen an den aufgetropften Hautstellen und sogar zu organischen Problemen - besonders hohe Quote an unerwünschten Nebenwirkungen zeigen bspw. Produkte mit Neem-Öl... 'Margosa-Extrakt' ist übrigens nur ein hipper Begriff für den gleichen Stoff. Hausmittelchen helfen eigentlich nie, sondern verlängern nur das Leiden der befallenen Tiere (bis dann endlich wirksam bekämpft wird)! Für uns Menschen sind Flöhe in aller Regel zwar nicht gefährlich, bereiten aber dennoch arge Probleme. Dadurch dass sie, im Gegensatz zu Mücken und Mosquitos, keinen Tastsinn haben um Blutgefäße 'anzubohren', beißen Flöhe meist 3x pro Hautareal. Oftmals bilden die Stiche bzw. Bisse dabei ein Dreieck oder eine Linie. Wer der Meinung ist, dass Mückenstiche schon jucken, sollte keinesfalls einen Flohbiss ausprobieren - die sind nämlich (auch ohne Allergie) deutlich langanhaltender und obendrein juckender! [hoffentlich hat es beim geneigten Leser nicht begonnen zu jucken]. Die BEKÄMPFUNG des Parasitenbefalls in der UMGEBUNG (Wohnung, Keller, Speicher) stellt eine deutlich größere Herausforderung dar! Da es sich bei Flöhen um temporäre Parasiten handelt, die sich zur Eiablage vom Wirt entfernen um dies in seiner direkten Umgebung (Teppich, Fußleisten, Sofaritzen, usw.) zu tun, lässt sich kaum abschätzen wie viele Lästlinge noch in jugendlichen Stadien auf potentielle Opfer warten. Auch wenn das Folgende der 'bösen Pharmaindustrie“ nicht gefallen wird, kann ich behaupten, dass eine Umgebungsbehandlung nur in extremen Ausnahmefällen von Nöten ist. Gerade bei frischem Befall, ohne dass tagelang das Jucken ignoriert wurde, reicht in aller Regel die reine Behandlung des Patienten, der dann sozusagen als Mini-Kammerjäger die Brut aus der Umgebung einsammelt. Die DIAGNOSE bei Verdacht auf einen Flohbefall stellt man übrigens simpel mittels Flohkamm und nassem Küchentuch: Dazu wird das Tier im Hals- u./o. Kruppenbereich mit dem engmaschigen Kamm gekämmt. Sollte man kleine braun bis schwarze Krümmelchen finden, werde diese auf einem nassen Küchentuch ausgeklopft. Da es sich bei Flohkot um nichts Anderes als getrocknetes Blut des Wirtstieres handelt, werden sich die Krümmelchen bei positivem Test binnen 1 Minute nach Wasserkontakt rot verfärben. Einen Floh kann man durchaus auch beim Kämmen finden - je nachdem wie groß der Befall ist. Allerdings gilt bereits das Finden von Flohkot als beweisend. Ein einzelner Floh kann bei einer vorliegenden Flohspeichel-ALLERGIE bereits zu massiv gesteigertem Kratzen und Benagen führen. Eine Handvoll unter Umständen zu richtigen Selbstverstümmelungen - sogenannten Automutilationen. Oftmals enthalten Flöhe übrigens auch Bandwurm-Eier. Das bedeutet, dass eine Entwurmung nach erfolgreich durchgeführter Flohbekämpfung durchaus Sinn machen kann. Eine (Sammel-)Kotprobe ist in diesem Stadien in aller Regel hingegen nicht sinnvoll, da aus den aufgenommenen Eier erst ein Bandwurm heranwachsen muss und somit die von ihm im Kot ausgeschieden Eier erst ca. 12 Wochen später nachweisbar sind.
Bei entsprechenden Fragen zu diesem Thema steht der jeweilige Haustierarzt sicherlich mit Rat und Tat zur Verfügung. Und? Hat sich jemand gekratzt? Man liest sich...

Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit (aus Engelskirchen nahe Köln)